Plakat_Dr. Blume3

Bühnenstück von Jürgen Groß.

Dr. Blume ist ein 45-jähriger Informatiker, der plötzlich vor dem Scherbenhaufen seiner Existenz steht. Er ist bestens ausgebildet, hat Frau und Tochter und ist seit zwanzig Jahren erfolgreich bei einer Firma beschäftigt. Bis jetzt. Von heute auf morgen wird seine Stelle „wegrationalisiert“, was ihn völlig aus der Bahn wirft.

Unter der Regie von Jürgen Bonk lässt uns das Einpersonenstück an einem gedanklichen Reflexionsprozess teilhaben, in dem der Dr. Blume nicht nur sein gesamtes Leben auf den Kopf stellt, sondern auch die Gesellschaft, ihre Hierarchien und Täuschungen hinterfragt. Besonders abgesehen hat es Dr. Blume auf „die da oben“, diese Yuppie-Typen mit den Dollarzeichen in den Augen, die selbst das Klopapier von der Steuer absetzen.

Im Gegensatz zu dieser „ach so feinen Gesellschaft“ entwirft er das Bild vom kleinen Mann, der sich jahrelang für nichts und wieder nichts den Arsch aufreißt, 30 Euro für ein Park-Ticket zu zahlen hat und von der Politik aus der Stadt geekelt wird. Die Suada kulminiert in der Anklage an eine Gesellschaft in der Krise, die aus den Fugen geraten scheint, in der „nix mehr stimmt“, jeder jeden zu linken versucht und der Nachbar einem die Polizei auf den Hals hetzt, weil das Auto auf dem Gehweg steht.

Der ca. einstündige Monolog von Autor Jürgen Groß entwirft ein Gedankenkarussell, das sich bis zum Rande des Nervenzusammenbruchs in Frustrationen und Feindbilder hineinsteigert, und in dem der Protagonist alles und jeden für seine verzweifelte Lage verantwortlich macht, so muss der „Lauschangriff“ der Sekretärin für die Zerstörung seiner Ehe herhalten.

Text und Foto: Christian Schumacher

Hier hat Darsteller Yasin Maghrbieh auch seine komödiantischsten Momente, wenn er Personen aus seinem Umfeld parodiert, die Freundin der Ex oder den Blumenverkäufer, oder noch besser: sich selbst, etwa wie er seinem Chef in den Arsch kriecht. Es sind diese Szenen, die etwas Befreiendes haben, von dieser zunehmenden Beklemmung, in der sich der Strick um Dr. Blumes Hals kontinuierlich zuzuziehen scheint.
Wenn der aufgebrachte Dr. Blume wie ein angeschossenes Tier über das Parkett seines Wohnkäfigs tobt, bleiben nicht alle Möbel und Requisiten unversehrt.

Immer wieder stellt er sich die titelgebende Frage, ob er  –  „der große Herr Doktor der Informatik“ – geschlafen hat, dass er das alles so lange mitgemacht hat. Und eine weitere Frage, die er zuletzt mehr noch an uns, das Publikum, als allein an sich selbst zu richten scheint, lautet, ob wir nicht alle vielmehr als wir uns das eingestehen würden, ein Leben voller Selbstsucht und vordergründigem Glück führen?

Yasin Maghrbieh ist Teil des Alif..ba..ta..zusammen-Leben e. V. , der seit drei Jahren im OPZ Arabischunterricht für Kinder anbietet. Er spielt seit der Schulzeit Theater und hatte seinen größten Erfolg 2018 mit dem Stück „Unconditional Love“ am Deutschen Theater, mit dem er unter die Top Five beim Bundestreffen Jugendclubs an Theatern kam.

Regie: Jürgen Bonk
mit Yasin Maghrbieh (Dr. Blume)
Dauer: ca. 65 Minuten
Premiere am Sonntag, 16. Februar 2025, 19:30 Uhr im OPZ (Einlass ab 19 Uhr)

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